Poster nach Athen tragen

Fotoprojekt / Installative Arbeit (2021-2022)

Fotografien, Konzept und Inszenierung

 

Diese Arbeit ist mehr als Fotografie. Sie ist eine performative Geste, eine Auseinandersetzung mit der Fragilität von Bildern und der Frage, ob eine Landschaft sich selbst erkennen kann. Das Projekt bewegt sich im Spannungsfeld zwischen Dokumentation und Inszenierung, Kontrolle und Zufall, Original und Reproduktion. Kann ein Bild zurückfinden in das, was es einst war? Oder wird es in dem Moment, in dem es zurückkehrt, etwas völlig Neues?





Ein Bild kehrt an den Ort seiner Entstehung zurück. Aber was passiert dann? Auf der griechischen Insel Tinos, wo der Wind ständig neue Formen in die Landschaft schreibt, brachte ich Fotografien dieser Orte dorthin zurück, wo sie ursprünglich entstanden sind – um sie dort erneut zu fotografieren. Eine doppelte Spiegelung, eine Art visuelles Déjà-vu. Doch die Landschaft blieb nicht unbeteiligt. Der Wind riss an den Bildern, Licht und Schatten verschoben die Komposition, das Papier begann zu leiden. Das Abbild kollidierte mit seiner eigenen Wirklichkeit. Es war, als würde die Landschaft selbst Protest einlegen gegen diese künstliche Rückführung – als würde sie sich weigern, stillzuhalten für ihr eigenes Porträt.





Die Bilder greifen eine zentrale Frage der zeitgenössischen Bildkultur auf: In einer Welt, in der Fotografien unendlich vervielfältigt und zirkuliert werden, was bedeutet es, einem Bild wieder eine physische Präsenz zu geben? Die Rückführung der Fotografien in die Landschaft ist eine Art Umkehrung des fotografischen Akts – nicht das Festhalten eines Moments, sondern das bewusste Aussetzen der Bilder in eine Umgebung, die sie transformiert.

»Poster nach Athen tragen« ist eine Reflexion über die Natur des Bildes selbst – über seine Materialität, seine Vergänglichkeit und darüber, was bleibt, wenn das Abbild mit der Realität zusammentrifft. Und es ist eine spielerische Umkehrung des bekannten Sprichworts – eine absurde Geste in einer Welt, die längst im endlosen Kreislauf der Reproduktion gefangen scheint.