[R]Leuchtungskiste – Ausstellung Frizz Galerie Berlin

Lichtobjekt aus Acrylglas und elektronischen Bauteilen – Ein Text von Erikas Ingber

Die [R]Leuchtungskiste ist eine vielschichtige und ironische Reflexion über den zeitgenössischen Umgang mit Spiritualität und Technik. Dieses skulpturale Lichtobjekt besteht aus Acrylglas und 324 LEDs, die durch ein Geflecht aus grauen und grünen Kabeln verdrahtet sind. Es fordert den Betrachtenden auf spielerisch-satirische Weise heraus, sich mit der Idee der »Erleuchtung« auseinanderzusetzen.


Die Kiste, die horizontal vor einem dunklen Hintergrund zu schweben scheint, entfaltet ihre volle Wirkung in einem klinischen Raum, der den technischen Charakter des Objekts betont. Das Netz aus Licht und Kabeln projiziert auf die umliegenden Wände ein hypnotisches Muster, das durch die spiegelnde Rückwand verstärkt wird. Es entsteht der Eindruck eines endlosen Tunnels, der die Betrachtenden in die Tiefe zieht und gleichzeitig dazu einlädt, innerhalb der Strukturen der Box zu denken, um die unbegrenzten Möglichkeiten und Perspektiven jenseits der physischen Grenzen des Werkes zu erforschen.

Durch die Konstruktion und die Anordnung der Bauteile erinnert das Werk an eine »Simple Machine«. Doch was hier simpel erscheint, verbirgt eine tiefere Botschaft: Es gibt keinen »Quick Fix« zur Erleuchtung, keine Abkürzung in der spirituellen Entwicklung. Die [R]Leuchtungskiste ist daher ein spiritueller Witz, eine subtile Kritik an der Schnelllebigkeit und Oberflächlichkeit moderner Esoterikangebote.

Der Künstler reflektiert mit seinem Werk die Idee, dass »alles im kapitalistischen System verkauft werden kann, auch Erleuchtung

In einer Welt, in der scheinbar alles kommerzialisiert werden kann – selbst die Erleuchtung für einen symbolischen Euro – hinterfragt dieses Werk unsere Beziehung zu spirituellen Versprechen und den Technologien, die wir zur Erreichung unserer Ziele nutzen. Die Handarbeit, die in das Objekt eingeflossen ist, ähnelt einer meditativen Praxis, einer Art Strickarbeit mit elektronischen Bauteilen, bei der der Prozess des Schaffens selbst wichtiger wird als das Endprodukt.

Durch die Integration von Räucherstäbchen und sphärischer Musik, wie etwa »Atlas« von Laurel Halo, wird die Installation zu einem multisensorischen Erlebnis, das sowohl zur Reflexion anregt als auch eine subtile Ironie vermittelt.

Die [R]Leuchtungskiste ist nicht nur ein technisch ausgeklügeltes Werk, sondern auch eine provokative Einladung, unsere Erwartungen an Spiritualität und Erleuchtung zu hinterfragen.

August, September 2024