How to Cry
geplant für 2025: Buch und Ausstellung
Fotografien (seit 2017)
Der Kummer wog schwer. Die Trauer war mächtig. Ich steckte in einer tiefen existentiellen Krise und kam abends von sinnlosen Beschäftigung betrunken nach Hause. Es war 2016 und ich versuchte, der Schwere in mir einen Raum zu geben. Ich wollte weinen. Losheulen, mir diesen Druck von der Seele lösen.
Bloß – es ging nicht. Meine Tränen steckten fest.
In dieser Situation entschloss sich mein Unterbewusstsein zu einer kreativen Übersprungshandlung: »Wer möchte sich von mir beim Weinen fotografieren lassen?« Ich postete die Frage auf Facebook. Am nächsten Morgen hatte ich knapp 40 Reaktionen auf meine Frage. 40 Menschen boten an, für mich vor der Kamera zu weinen. Ich erschrak fürchterlich, bedankte mich höflich und meldete mich nicht mehr bei den Freiwilligen. Die Zeit war noch nicht reif.
Später drängte mich mein Freund Timur, endlich die Bilder mit ihm zu machen. Ich ließ mich darauf ein. Von da an beschäftigte ich mich kontinuierlich mit dem Thema, begann, Menschen beim Weinen zu fotografieren, vereinbarte Fototermine und arbeitete mich Jahr um Jahr voran.
Ich verstand, dass meine aus einem inneren Druck entstandene Aufruhr, mein spontaner Aufruf auf Facebook einen Heilungsprozess in mir angestoßen hatte. Ich erkannte meine eigene Trauer in der Fülle und Vielfalt der Tränen anderer Menschen, in deren Kummer sich der meine widerspiegelte und verlor Schritt für Schritt die Angst davor.
Ich lernte eifrig von meinen Lehrern, die Ort und Umstände ihrer Fotos selbst bestimmten und irgendwann (man ahnt es) konnte ich selbst weinen.
Willst Du mehr über das Projekt erfahren? Dann schreib mir: mail@andreas-tobias.com
»Du kannst lernen zu weinen. Lehne deinen Kopf ans Fenster im Bus, folge mit dem Herzschlag, dem Lauf der Regentropfen. Lass deine Arme fallen, öffne deine Hände und lass die Wärme in dich zurückkehren, aus der du gekommen bist. Verzeihe! Dein Herz wird wachsen. Leicht kann dir alles werden.« Ilja Winter